Im heutigen Interview freuen wir uns über die Antworten von HR Expertin, Eva Stock, mit der wir uns zu den HR Trends 2020 unterhalten haben. Nach zwei Jahren als Teamlead People & Culture im Agentur-Umfeld, hat Eva Stock das operative HR-Geschäft verlassen, um als Head of Business Relations bei Jobufo anzutreten und als Bloggerin auf hrisnotacrime, Autorin, Speakerin und Moderatorin den Recruiting-Markt zu revolutionieren.
Eva - bitte stelle Dich kurz vor: Was machst Du? Was ist Dein Themenschwerpunkt?
Ich bin Eva Stock, wohne in Berlin und arbeite als Head of Business Relations bei Jobufo. Ich bin Autorin, Speakerin, Bloggerin - zu allen Themen, die im HR-Dunstkreis so rumschwirren. Wie man an der Auflistung sieht, probiere ich gerne Neues aus und entwickle mich gerne weiter. Das ist auch gleichzeitig mein “Themen-Schwerpunkt”. Ich beschäftige mich viel mit dem Wandel im und von HR und der Arbeitswelt insgesamt. Auch die technische Seite davon interessiert mich (man nennt es auch “Digitalisierung” aber so langsam ist der Begriff wirklich verbrannt ;).
Wie auch viele andere Management-Themen, braucht auch die HR ein Umdenken im digitalen Zeitalter. Was sind für Dich die wesentlichen Herausforderungen? Wo stehen für Dich die Unternehmen auf dieser Reise?
Die Herausforderung sehe ich vor allem darin, dass HR sich endgültig neu definieren muss. Die Schere in Deutschland innerhalb der Personalarbeit ist riesig. Das hängt zum Teil an fehlenden Budgets und fehlender Wertschätzung, aber leider auch daran, dass fehlender Veränderungswille im Personalbereich immer noch zu häufig toleriert wird. Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die “gerne anders arbeiten würden”, oder “Dinge anstoßen möchten, aber naja…” Es gibt immer Gründe, warum es “gerade nicht passt “oder “man das erst für nächstes Jahr auf dem Plan hat”. Die Ursachen davon liegen oft in den fehlenden Ressourcen. Wenn ich ständig an meiner eigenen Belastungsgrenze laufe, wie und wann soll ich da Zeit und Muße finden, mir Innovationen anzuschauen oder gar auszudenken? Und dann ist da ja noch das Budget-Problem: Selbst wenn ich eine Lösung gefunden hätte, gibt mir niemand Geld, weil das Budget für HR immer noch sehr oft zu knapp bemessen wird (ein bisschen Stellenbudget hier, ein bisschen Feelgood dort). Das Problem hat sich HR aber meiner Meinung nach leider über viele Jahre selbst geschaffen. Durch die Wahrnehmung als Service-Center und Dienstleister ohne großen Innovationscharakter, ist die Personalabteilung oft unter dem Radar der Geschäftsleitung verschwunden. Weiterbildungen und Verantwortungszuwachs gab es für die anderen, aber was braucht HR denn außer die Arbeitsrechtschulung?! Jetzt sind wir aber plötzlich in einem Zeitalter, in dem alle Industrien dringenden Innovationsbedarf haben. Und dieser soll vor allem mit frischem Personal bewerkstelligt werden. Hat man jetzt eine Personalabteilung, die technisch wie personell schlecht aufgestellt ist, dann wird das Unterfangen mit aller Wahrscheinlichkeit nichts werden. HR muss also das eigene Innovationsproblem dringend lösen, braucht dafür aber die Geschäftsführung. Zum Glück gibt es Personalerinnen und Personaler aus allen Altersklassen, die eben nicht im Kopf stehen geblieben sind, sondern genau jetzt ihre Stärken ausspielen. Die an den berühmten “Entscheider-Tisch” wollen und auch Gehör finden. Daraus entstehen viele innovative und kreative Projekte. Diese werden sehr oft nur im eigenen Unternehmen gepusht. In Zukunft muss sich HR aber noch viel stärker vernetzen. Jeder kennt diese Momente auf Konferenzen, wo man einem tollen Best-Practice-Beispiel lauscht und denkt: “Wow! Tolles Ding, aber bei uns ist das ja nicht machbar…” Das muss sich ändern! Unternehmen müssen sich gegenseitig offener begegnen und durchlässiger werden für kollaborative Zusammenarbeit. Auch auf digitaler Ebene. Innovative HR-Netzwerke wie “Purple Squirrel Society”, “The Secret HR Society” oder die “HR Rookies” machen vor. Ganz nach dem Motto: “Sharing is caring!”
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Was sind für Dich die großen Trends & Themen, die die HR Szene in 2020 beschäftigen werden?
Klar, eines der riesen Themen lautet Recruiting. Jeder will sie, niemand bekommt davon genug: “Die heiße Ware” Mitarbeiter*innen. Der demografische Wandel haut langsam richtig rein. Die üblichen Wege der Rekrutierung funktionieren nicht mehr. Auf dem Gebiet wird man also langsam erfinderisch. Das treibt meiner Meinung nach aber auch verrückte Blüten. Ich hab mich zuletzt vor allem über eine Sache gewundert: Dass jetzt Pflegekräfte in beispielsweise Mexiko - mit stabsmäßig für die Klinikleitung organisierten Recruiting-Reisen - angeworben werden sollen, finde ich befremdlich. Ich habe dazu letztens einen Radiobeitrag gehört, laut dem die Pfleger*innen ihre Stelle dann z. B. in Homburg/Saar antreten werden. Sicherlich der krasseste Kulturschock der Welt (ich bin in der Nähe geboren ;). Ich hab mich gefragt: Wie sollen die Pflegekräfte integriert werden, außer durch einen Sprachkurs? Und ist das dann wirklich eine langfristige Lösung für das Klinikum? Für die Berufsgruppe und den kompletten Sektor? Wahrscheinlich nicht, weil das Problem im Gesundheitssystem ja woanders liegt. Aber es ist für die Regierung natürlich einfacher solche Reisen zu machen, als das Problem an der Wurzel zu packen. Dennoch will ich die Idee ansich nicht komplett schlecht reden, denn es zeigt eben, dass manche Dinge in der Not doch gehen (auch wenn es in diesem Fall eben nur ein Trostpflaster ist). HR muss erfinderisch werden, auch mal über den Tellerrand schauen, aber vor allem eines: schneller werden. Innovationszyklen werden insgesamt kürzer, ebenso wie die Geduld von Bewerberinnen und Bewerbern. Aber auch die eigene Organisation wird ungeduldiger mit HR. Agile Arbeitsweisen auch in den HR-Bereich zu adaptieren, ist daher für mich ein Muss - das wird kein leichtes Unterfangen, hilft am Ende aber allen. Und wenn man es als HR-Bereich dann erfolgreich vorgemacht hat mit der Innovation, dann fällt es vielleicht leichter, die “Das haben wir schon immer so gemacht”-Krusten im eigenen Unternehmen aufzubrechen. Kollaboration, Netzwerken, voneinander lernen, ist ebenfalls ein Thema für 2020, da bin ich mir sicher. Dazu habe ich mich ja schon in der zweiten Frage geäußert. Und weil ich ja “von Hause aus” Personalentwicklerin bin: HR muss jetzt dringend Konzepte für die Mitarbeiter*innen-Entwicklung durchdenken. Besonders in der Auto- & Kohle-Industrie wird es langsam eng. Es gibt also mehr als genug zu tun. Daher: Liebe Unternehmen - investiert in euren HR-Bereich!
Was ist für Dich persönlich Dein wichtigstes Thema im HR Themenfeld, womit Du Dich in 2020 weiter auseinandersetzen wirst?
Durch meinen beruflichen Alltag geprägt, natürlich mit dem Bereich Recruiting. Aber gerade dort ist es für mich augenfällig, dass die Probleme nicht selten hausgemacht sind. Daher ist es für mich insbesondere wichtig, HR zu entlasten (durch die technischen Innovationen, die ich mit Jobufo vorantreiben kann) und dennoch klar die Verantwortung zu adressieren: Ihr seid ein extrem wichtiger Part in der Organisation! Also nehmt diese Verantwortung wahr und füllt sie aus - in welchen Handlungsspielraum das auch immer für Euch momentan möglich ist! Steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein. Aber weil wir ja in Zeiten exponentiellen Wandels leben, solltet ihr langsam aber sicher mal die Betriebsanleitung für den Kärcher rausholen. ;)Vielen Dank für Deine Antworten!Was ist Ihre Meinung? Welche Schritte und welche neuen Ansätze müssen in der HR für ein erfolgreiches Digital HR Management unternommen werden? Diskutieren Sie mit uns unter dem Hashtag #HRIS20 und tauschen Sie sich mit HR-Verantwortlichen und Experten live beim HR Innovation SUMMIT in München aus!Lesen Sie auch unser Interview mit meta HR Gründer, Christoph Athanas: HR muss digitaler werden. Gleichzeitig aber auch menschlicher.