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Quo-vadis Learning 2023? Mehr Tech-Enabled Learning und Fokus auf den Lernenden!

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Foto-Credits: Tim Mossholder (https://unsplash.com/it/@timmossholder) auf Unsplash

Wohin entwickelt sich die betriebliche Weiterbildung und welche neuen Wege werden beschritten - diesen Fragen beschäftigt uns jedes Jahr im Rahmen unserer Learning & Talent Development Konferenz. In der Vorbereitung auf die diesjährige Veranstaltung sind wir dabei auf eine spannende Folge des Education Newscast mit Thomas Jenewein & Christoph Haffner gestossen, die auch dieses Thema bespricht.

New Work braucht New & Agile Learning - heisst es!

Das Lernen steht im Wandel - die klassisch formalisierten Ansätze aus der Vergangenheit passen nicht mehr in die Gegenwart - sprich in ein Umfeld, dass sich ständig verändert, in dem sich die Menschen ständig verändern müssen und ständig neue Adhoc-Erwartungen an Inhalte und Formate für ihre eigene Fortbildung haben. So ist die Aussage vieler Lern- und Fortbildungsexperten.

Prof. Dr. Anja Schmitz und Jan Fölsing haben hierzu ein spannendes Buch in 2021 veröffentlicht, dass die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen aufzeigt, in deren Kontext sich das Lernen gerade verändert.

In einem Gastbeitrag auf PERSOBLOGGER fasst Jan Fölsing die Veränderungen und die Definition zum Thema “New Learning” wie folgt zusammen:

Unter New Learning lässt sich im Sinne des New Work also Lernen verstehen, welches vom Lernenden als sinnhaft (bedeutsam, anschlussfähig) erlebt wird und die Teilhabe an der Gemeinschaft (Social-; Peer Learning; Psychologische Sicherheit, Wertschätzung) ermöglicht. Die Lernprozesse sind geprägt von Selbstbestimmung, Autonomie und dem Streben nach Wirksamkeit (Kompetenzerleben).

Unter dem Begriff “New Learning” wird also ein breiter Begriff verstanden, der verschiedene Ideen und Formate im Bereich Lernen im 21. Jahrhundert umfasst. Es kann sich auf personalisiertes Lernen, Flipped Classroom, Project-Based Learning, Gamification und kollaboratives Lernen beziehen. 

Darüber hinaus fordert der stetige Wandel auch ein ständiges Nachjustieren des Wissensstandes und ein ständiges “Nach-Lernen” von uns Menschen. Da kommt das Konzept wiederum das Konzept des "Agilen Lernens" zum Tragen, das ein spezifischer Ansatz ist, bei dem das Lernen als kontinuierlicher Prozess betrachtet wird, der sich an sich verändernde Anforderungen anpasst. Im Agilen Lernen werden kleine Schritte und schnelle Iterationen bevorzugt, um schnell Lernfortschritte zu erzielen und sich den sich ändernden Bedürfnissen anzupassen. Insbesondere Formate wie Micro-Learning-Ansätze, Learning Coaches oder überhaupt das breite Feld des Coachings spielt in dieses Thema rein und hat darüber eine neue Bedeutung erhalten.

Die Pandemie und Krisensituation hat hier einen deutlichen Schub in das Thema über die letzten Jahre gebracht. Im Remote-Kontext musste das Lernen von jetzt auf gleich aus der formalisierten Präsenzform in neue Formate gebracht werden. Das neue, selbstbestimmtere Distanz-Lernen hat im schulischen und betrieblichen Bildungskontext neue Erfahrungen und Erwartungen auf der Seite der Lernenden gefestigt, die jetzt in der post-pandemischen Zeit die Rückkehr zu alten Konzepten eher schwierig machen.

Insgesamt steht das Themenfeld “Lernen” damit in einem großen Veränderungs- und auch Selbstfindungsprozess - sowohl in der schulischen als auch betrieblichen Bildung. Mit unserer “Learning & Talent Development Konferenz” dürfen wir das Thema seit 2020 begleiten und freuen uns hier immer über spannende Diskussionen rund um alte und neue Erfahrungen und Empfehlungen für die Gestaltung dieser Veränderungen.

Dabei stellt sich auch immer die Frage - wo stehen wir denn nun auf dem Veränderungspfad und ein paar Antworten liefert hierzu gerade eine Folge des “Education Newscast”-Podcast von Thomas Jenewein und Christoph Haffner im Gespräch mit den Learning-Experten Gudrun Porath und Jochen Robes.

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Veränderungen in der “Learning Landschaft” von 2022 nach 2023

Der “Education Newscast” ist ein wöchentlicher Podcast von und mit Thomas Jenewein und Christoph Haffner von SAP Learning, in dem Erfahrungen und Veränderungen in der Personalentwicklung in Firmen, öffentlichen Einrichtungen und gelegentlich auch speziell mit SAP Schulung besprochen werden. In der ersten Folge ind 2022 und nun wieder in 2023 haben die beiden Podcaster die Learning-Experten Gudrun Porath und Jochen Robes empfangen und dabei die Entwicklungen in der Lernwelt von 2022 und nun auch die Veränderungen von 2022 nach 2023 reflektiert.

https://podcast.opensap.info/education-newscast/2023/01/02/enc227-corporate-learning-ruckblick-und-trends-2023-mit-gudrun-porath-und-jochen-robes/

Das Gespräch gibt einen spannenden Einblick in den Status-Quo der Entwicklungen beim Thema “Lernen” - von Trends wie KI & Metaverse, über Konzepte wie “handlungsorientiertes Lernen”, “Learning Experience” und "Lebenslanges Lernen" oder Formate wie Peer (to-Peer) Learning, Coaching oder “Learning in the Flow of Work”.

Als Fazit des Reviews der Entwicklungsprognosen der vier Experten für 2022 und ihre Einlösung ist festzuhalten, dass - so die gemeinsame Meinung der Runde - die fortdauernde Krisensituation nichts wirklich Neues auf den Tisch der Lernwelt-Veränderungen gebracht hat, aber vieles vertieft und intensiviert hat.

  • Gudrun Porath stellt fest, dass die Idee “den Lernenden stärker in den Fokus zu nehmen” in den Unternehmen angekommen ist und angegangen wird. So sieht sie immer mehr Ansätze und Umsetzungen, bei denen Lernangebote für selbstbestimmtes Lernen in unterschiedlichen Formen angeboten wird.
  • Beim Coaching - sprich Begleitung und Förderung eines individuellen Veränderungsprozesses - sieht sie aber, dass das eher noch ein Privileg im Bereich der Talent- und ausgewählter Führungskräfte-Entwicklung ist. Das Versprechen der Demokratisierung des Coaching für die breite Masse - wie sie durch die Vielzahl der Coaching-Plattformen gemacht wird, ist noch nicht in den Unternehmen wirklich angekommen.
  • Auch das Thema “Digitale Zertifikate” für Micro-Learnings (sprich digitale Lernnachweise für kleiner Lern- und Kompetenzerwerbseinheiten) gewinnt zwar im Kontext der kompetenz-orientierten Organisation in den Unternehmen immer mehr an Bedeutung, hat aber noch keine durchschlagende Wirkung erfahren.
  • Jochen Robes führte an, dass sich die Idee des “Lebenslangen Lernen” in dem breiteren Zuspruch des Peer-Learnings weiter durchgesetzt hat. Immer mehr Menschen finden sich in organisierten Lernzirkeln und Barcamps zusammen und durchlaufen ihren eigenen Selbstfindungsprozess beim Thema Lernen. Aus seiner Sicht führt dies zu weiteren Veränderungen auch in den Unternehmen. Er führte die DATEV (siehe hierzu auch den Vortrag von Christian Kaiser bei der letzten Learning & Talent Development Konferenz) und die Telekom an, die das Thema unternehmensübergreifend fördern.
  • In Bezug auf die institutionellen Anstrengungen des Bundes bzgl. einer “Nationalen Bildungsplattform” für das lebenslange Lernen sieht er durchaus viele kleinteilige Fortschritte durch verschiedene Projekte, aber weiterhin noch nicht den großen Entwicklungsimpuls (wie er eigentlich von der Initiative versprochen wurde).
  • Thomas Jenewein sieht viele kleine Fortschritte im Bereich des Learnings im letzten Jahr, wo es Veränderungen - weg zum rein formellen Lernkonzepten zu neuen Konzepten - gibt. Das Versprechen der “Learning Experience” mit der Refokussierung der Lernprozesse auf die Lernenden sieht er aber nicht eingelöst. Viele der in diesem Themenfeld agierenden Konzept- und Lösungsansätze agieren noch zu sehr aus der Plattform-/Angebotssicht - und für ihn zu wenig aus der Sicht der Lernenden.
  • Das Lernen bzw. das Befähigen für ein zielorientiertes Andersmachen ist für Thomas Jenewein weiterhin der zentrale Hebel für alle Veränderungs- und Transformationsprozesse - und er sieht damit das Lernen stark im Kontext der Veränderungsinitiativen - des “Changes” - verankert.
  • Mit dem Peer-Learning hat für Thomas Jenewein auch das Konzept einer dahinterstehenden Learning Community - oder überhaupt das Thema Community - neuen Auftrieb erhalten.
  • Christoph Haffner fasst im Rückblick auf die in 2022 realisierten Veränderungen zusammen, dass das Thema “E-Learning” nicht “tot” ist, sondern über die neuen digitalen Lernkonzepte und -formate im Wandel steht.

Für 2023 sieht die Runde eine weitere “Vertiefung” und “Festigung” dieser Entwicklungen. Insbesondere in der deutschen Edtech-Startup-Szene und dem Heilbronner LearnTech Hub wird viel Potential gesehen, weitere Veränderungen in der deutschen Lernwelt zu initiieren.

  • Jochen Robes verspricht sich für 2023 vor allem eine weitere Operationalisierung und Konkretisierung in der Diskussion und Konzeptformulierung beim Thema “Future Skills”. 
  • Gudrun Porath erwartet, dass die etablierten Lernangebote im E-Learning durch den Erfolg neuer, innovativer Konzepte weiter unter Druck geraten. Auch bringen für sie die nun in den Arbeitsmarkt eintretenden, ersten Generationen der Corona-geprägten Ausgebildeten (Azubis wie auch Akademiker) neue Erwartungshaltungen in die Unternehmen, die neue Konzepte und Herangehensweisen unmittelbar erfordern - weil die Arbeitskräfte sonst wieder weg sind, was für die Unternehmen ein Problem ist.
  • Thomas Jenewein betont, dass die “Tech enabled Learning”-Konzepte wie auch die KI-Entwicklungen rund um ChatGPT neue Impulse in 2023 setzen werden. Beim Thema Metaverse (sprich Lernen in VR-Welten) sieht er noch nicht den großen Durchbruch für 2023.
  • Thomas Jenewein führte auch an, dass die ökonomischen Entwicklungen für das eine oder andere Unternehmen natürlich auch Kosteneinsparungsdiskussionen - auch für das Learning - hochbringt, was für ihn das Thema Peer-Learning weiter vorantreiben wird - weil innerbetriebliche oder unternehmensübergreifende, gegenseitige und gemeinschaftliche Lernen von Individuen in seinen unterschiedlichsten Ausprägungsformen und Ansätzen wie WOL, LernOS oder sonstigen Lernzirkeln erstmal nicht “mehr kostet” als der Zeitinvest der Lernenden.
  • Christoph Haffner führte an, dass für ihn die KI-Entwicklungen einen nachhaltigen Effekt in die Lernwelt - sei es bei personalisierten Lernangeboten, beim Coaching oder nur für den Prozess der Lerninhalteerstellung - bringen wird. Gleichsam sieht er aus dem allgemeinen Achtsamkeitstrend in der Gesellschaft und den Individuen neue Erwartungshaltungen auch an das Lernen erwachsen.

Das komplette Gespräch ist als Podcast-Folge unter dem hier hinterlegtem Link nachzuhören.

Zwei Fragen und Antworten für und von Gudrun Porath

Ergänzend zur Auswertung des Podcast-Gespräches haben wir die Möglichkeit genutzt und Gudrun Porath nochmals zwei Anschlussfragen zu dem Gesagten zu stellen:


Wer ist Gudrun Porath? Gudrun Porath ist Journalistin und schreibt seit Jahren über die Themen Digitales Lernen, Lernen in Unternehmen und Öffentliches Gesundheitswesen. Seit 20 Jahren beobachtet sie den E-Learning-Markt und dessen Akteure. Sie ist unterwegs als Journalistin, Kolumnistin, Moderatorin, Programmbeirat und Ideengeberin, unter anderem auf der LEARNTEC, Zukunft Personal, L&D pro, haufe.de, Wirtschaft+Weiterbildung, Personalmagazin, Hörakustik.


(1) Das Lernen steht im Wandel und muss neugedacht werden. Was behindert diese Entwicklung in den Unternehmen? Bzw. was sollten Lernverantwortliche auf diesem Weg als Erstes beheben?

In vielen Unternehmen haben die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt und sind bereits weiter als es sich vielleicht von außen darstellt. Das ist jedenfalls meine Erkenntnis des letzten Jahres. Wenn etwas hinderlich ist, dann ist es oft nicht der Mangel an Budget, sondern ein Mangel an Offenheit, auch Produktionsstress und Vertriebsstress.

Wenn Mitarbeitenden keine Zeit zum Lernen gegeben wird und sie Gelerntes nicht umsetzen können, ist alles vergebens. Was als erstes zu tun ist, wenn es Nachholbedarf gibt und die Unternehmenskultur dem Lernen nicht im Weg steht? Eine gründliche Analyse durchführen: Wie sehen unsere Zielgruppen aus, was haben wir, wo wollen wir hin und wie können wir den Erfolg des Business maximal unterstützen (bedeutet gute Abstimmung mit der Unternehmensführung)? Das ist zwar ein alter Hut, aber es gilt immer noch.

Zumal die Auswahl an digitalen Tools heute so groß ist wie nie zuvor und für jeden Bedarf was dabei ist.

(2) Was sind die von Dir empfohlenden Bausteine für ein ideales Lern-Ökosystem, an dem Unternehmen 2023 weiter entwickeln sollten?

Darauf gibt es für mich keine Standard-Antwort, denn das ist sehr abhängig vom Unternehmen und viele sind, das habe ich schon gesagt, bereits auf einem guten Weg. Was ich mir wünschen würde ist eine Art Spielwiese für neugierige Lernende, die verschiedene Tools und Technologien ausprobieren möchten, allein oder mit mehreren.

Plus eine Kultur, in der die Weitergabe von Wissen untereinander nicht nur begrüßt, sondern mit entsprechenden Tools auch gefördert wird.

Wir danken Gudrun Porath für die schnelle Beantwortung unserer zwei Ergänzungsfragen.